Geschichten aus dem Leben

Von Melancholie und dem Alleinsein

Ich fühle mich frei.
Es tut mir gut keine emotionalen Verpflichtungen mehr einzugehen und nur auf meine Bedürfnisse zu achten. Ich genieße es Entscheidungen zu treffen, die ich mit niemandem vorher absprechen muss. Aber heute geht es mir schlecht. Das schlechte Wetter und die Hormone schlagen mit auf`s Gemüt. Ich kann mich zu nichts motivieren und alles, was ich machen könnte,möchte ich nicht machen. Alles was ich machen will ist kuscheln. Das menschliche Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit stillen. Einfach eine warme Umarmung von einer Person die mich liebt. Aber das geht jetzt nicht. Ich bin alleine. Und ich habe verlernt alleine zu sein.
Ich war zwei Jahre lang nie alleine. Ich hatte immer meinen Partner an meiner Seite der mich in den Arm genommen hat, wenn ich es brauchte, oder mir liebe Worte schenkte, wenn er physisch nicht anwesend sein konnte. Wie also verhalte ich mich jetzt wenn ich alleine bin und Nähe brauche? Was mache ich, wenn sich mal kein Tinderdate auftreiben lässt oder keine große Schwester da ist die einen drückt und sagt „Maus, ich koche jetzt erstmal was für uns.“?
Eigentlich genieße ich die Zeit alleine. Momentan bin ich in der wundervollen Situation ganz in mir und mit mir selbst zu sein. Was mich sehr glücklich macht. Ich hatte in den vergangenen zwei Jahren in vielen Dingen den Bezug zu mir selbst verloren. Ich habe alles mit meinem Partner geteilt. Auch meinen Körper. Als ich das erste Mal nach meiner Trennung masturbierte überkam mich aus dem Nichts ein riesiges Glücksgefühl. Neben dem Orgasmus spürte ich eine Art Verbundenheit zu mir selbst. Es gab in diesem Moment nur mich. Niemand konnte mir diesen Moment weg nehmen oder zerstören. Ich schwebte fast, so schön war es nur bei mir selbst zu sein. Langsam fing ich wieder an mich zu entdecken. Mein Körper mal nur aus meiner Perspektive zu sehen, ohne zu fragen „Schatz, findest du ich hab zugenommen?“. Ich sah mich an und ich war schön, weil ich es sagte. (kleine Triggerwarnung an der Stelle: mein Partner hätte nie irgendwas negatives über meinen Körper gesagt. In unserer Beziehung schenkte er mir immer all die Liebe die er schenken konnte! Trotzdem war mir seine Meinung wichtig.)
So genieße ich es ganz bei mir und meinem Körper zu sein. Mich zu entdecken und auch andere zu entdecken. Ich sammle Erfahrungen die ich lange Zeit nicht sammeln konnte. Liebe teilen ohne jemandem dabei so nahe zu kommen, dass ein Part verletzt werden könnte. Für mich ist es etwas schönes eine Beziehung zu jemandem zu haben bei der man auf einer Wellenlänge ist, sich nahe kommt, Zeit schenkt, aber nur so weit wie es für beide in Ordnung ist.
Ich mag mein Leben so!
Aber in diesem Moment habe ich niemanden, der physisch bei mir ist und mich hält. Ich habe nur mich und meine Melancholie. Nach minutenlangem Hoch-und Runterscrollen bei Instagram und Youtube merke ich, dass ich meinen Gedanken immer mehr aus dem Weg gehe. Ich sollte sie zulassen und nicht die ganze Zeit darüber nachdenken meinem Exfreund zu schreiben, dass ich ihn vermisse. Ich stelle nämlich fest, dass ich das auch gar nicht tue. Ich vermisse körperliche Nähe, nicht die Person die mir diese früher geschenkt hat. Mit dieser Erkenntnis bin ich schon mal einen ganzen Schritt weiter.
Ich mache Musik an, lege mich auf den Rücken und starre die Decke an. Sie ist weis. Ich schaue meine Füße an und wackel mit den Zehen. Dann strecke ich meine Beine in die Luft und schaue diese an. „Yep, thats me!“ denke ich mir. Ich fange an mich zu strecken und zu dehnen bis ich irgendwann tanzend im Zimmer rumhoppel. Plötzlich bekomme ich wieder ein Gefühl in mir. Keine Ahnung, ob das irgendwelche Endorphine sind die gerade ausgeschüttet werden oder etwas ähnliches, aber alles was ich daraus schlussfolgere ist, dass ich mich in diesem Moment mit mir selbst beschäftigt habe und es schön war. Ich bin einfach dem nachgegangen was sich gut angefühlt hat und das ist das was jetzt wichtig ist. Ich!

In diesem Sinne:
Passt auf, dass ihr selbst nie zu kurz kommt. Egal wie viele Partner oder Verpflichtungen ihr habt. Sich mit sich selbst zu beschäftigen kann manchmal mehr bewirken, als man zunächst denkt. Lasst Gedanken zu. Auch negative. Sie zu vertreiben hat nur zur Folge, dass sie wiederkommen.

Lots of Love and JOY,
Lina

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